Moat-Index entfernt sich von Big Tech
21 Juli 2020
Moat-Index Outperformance trotz FAANG-Untergewichtung
Viele Marktkommentatoren haben sich schnell darauf konzentriert, wie FAANG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google) in den letzten Jahren überproportional zu den US-Marktrenditen beitrugen. Trotz seiner Untergewichtung von FAANG-Aktien hat der Index den S&P 500 Index aber bis zum 30. Juni 2020 in vielen nachlaufenden Zeiträumen hinter sich gelassen, so während der letzten ein, drei und fünf Jahre.
Die dem Index zugrunde liegende Methodik begrenzt sein mögliches Engagement in FAANG-Aktien auf zwei Arten. Erstens kommen nur Unternehmen mit einem breiten Economic-Moat-Rating zur Aufnahme in den Index in Frage. Das bedeutet, dass ihr Wettbewerbsvorteil, nach Einschätzung von Morningstar, über 20 Jahre hinweg fortbestehen muss. Apple und Netflix haben derzeit ein schmales Economic-Moat-Rating, was sie von einer Aufnahme ausschließt. Morningstar ist von der langfristigen Nachhaltigkeit der Wettbewerbsvorteile von Apple und Netflix nicht ausreichend überzeugt, um ein breites Economic-Moat-Rating zu rechtfertigen. Beide Unternehmen sind in sich schnell ändernden Marktbereichen tätig (Unterhaltungselektronik bzw. Streaming-Unterhaltung), was es für die Analysten von Morningstar schwierig macht, trotz des gegenwärtig ausgeprägten Wettbewerbsvorsprungs beider Unternehmen ein breites Economic-Moat-Rating zu vergeben. Zweitens sind die Positionen innerhalb der Teilportfolios des Index gleich gewichtet. In der Praxis beschränkt dies jede in Frage kommende FAANG-Aktie auf ein maximales Engagement von ungefähr 2,5% vor den potenziellen Auswirkungen eines Marktzuwachses.
Ferner begrenzen auch die Bewertungen das Engagement in FAANG-Aktien, was wir in der Juni-Überprüfung des Index gesehen haben. Die Positionen sowohl von Facebook als auch Amazon wurden im Juni reduziert, da die Aktien im Vergleich zu anderen Wide-Moat-Unternehmen in den USA überbewertet waren.
Weniger FAANG, bessere Performance
Realisierte Rendite (%) bis 30.6.2020
3 Monate | 1 Jahr | 3 Jahre | 5 Jahre | |
---|---|---|---|---|
Moat-Index | 19.34 | 10.49 | 11.78 | 13.48 |
S&P 500 Index | 20.54 | 7.51 | 10.73 | 10.73 |
Quelle: Morningstar. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für künftige Ergebnisse. Die Indexperformance ist kein Indikator für die Wertentwicklung eines Fonds. Die aktuelle Fondsperformance bis zum Ende des letzten Monats finden Sie auf vaneck.com.
Performance des Moat-Index nach rückläufigen Märkten
Andrew Lane wies auf einen kürzlich veröffentlichten Morningstar-Bericht hin, der die Perfomance des Index nach Marktvolatilitätsphasen analysiert. Der Bericht zeigt, dass der Index nach deutlich negativen Monatsrenditen des S&P 500 Index den breiten US-Aktienmarkt im Durchschnitt während der nächsten ein und drei Jahre übertroffen hat.
Darüber hinaus hat sich der Index auch nach Monaten mit beliebigem Renditeprofil in den folgenden ein und drei Jahren im Durchschnitt besser als der Markt entwickelt. Dies ist ein weiterer Beweis für eine häufige Aussage in diesem Blog: Der Morningstar Wide Moat Focus Index ist langfristig ausgelegt. Für die Strategie ist kein korrektes Timing notwendig, um von ihrem langfristigen Potenzial zu profitieren. Laut Morningstar kann der Index Bewertungsmöglichkeiten in jedem Markt nutzen, um ein Portfolio aus attraktiv bewerteten Aktien mit Wettbewerbsvorteilen zusammenzustellen.
Häufig gestellte Fragen zu Moat-Investments
Wir erhielten einige großartige Fragen, von denen viele mit häufigen Fragen von Investoren und Beratern übereinstimmten. Es folgt eine Auswahl:
1. Ist es zu früh, aus Technologieaktien auszusteigen?
Der Morningstar Wide Moat Focus Index ist ein regelbasierter Index, der die Economic-Moat-Ratings und Bewertungseinschätzungen des Aktienresearch von Morningstar nutzt. Er verwendet einen wiederholbaren, systematischen Ansatz, um eine Allokation in attraktiv bewerteten Wide-Moat-Unternehmen vorzunehmen. Daher ergeben sich Über- und Untergewichtungen von Sektoren aus relativen Bewertungen innerhalb des in Frage kommenden Wide-Moat-Universums und sind keine aktiven „Wetten“.
Die Untergewichtung von Technologieaktien ist dabei kein neues Phänomen. Vielleicht erinnern Sie sich: Der Index war während des gesamten Jahres 2018 in Technologie untergewichtet, weil viele Morningstar-Analysten die großen Technologieunternehmen mit sehr hoher Marktkapitalisierung als überbewertet betrachteten. Diese Untergewichtung erwies sich als vorteilhaft, weil der Technologiesektor im vierten Quartal 2018 deutlich nachgab und der Index während des Ausverkaufs am Jahresende den Markt übertraf.
Darüber hinaus ermöglichte der systematische Indexansatz eine Allokation in mehreren Technologieunternehmen, die das Jahr laut den Analysten von Morningstar unterbewertet abgeschlossen hatten. Viele dieser Allokationen führten 2019 zu einer beeindruckenden relativen Indexperformance.
2. Wie wirkt sich der Verschuldungsgrad auf die Economic-Moat-Ratings von Morningstar aus?
Das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital1 eines Unternehmens ist eine oft genutzte Kennzahl vieler Anlagestrategien, die den Qualitätsfaktor nutzen möchten. Es handelt sich um eine rückblickende Kennzahl, die zusammen mit anderen Faktoren erkennen lässt, wie finanziell gesund ein Unternehmen seine Geschäfte betreibt. Die Economic-Moat-Ratings von Morningstar unterscheiden sich hiervon. Sie bewerten, ob ein Unternehmen seine Vorteile bis weit in die Zukunft aufrechterhalten und dadurch eine langfristige Rentabilität erreichen kann. Dies ist eine zukunftsgerichtete Beurteilung.
Der Verschuldungsgrad wird bei dem Rating-Verfahren von Morningstar aber tatsächlich beim Economic Moat berücksichtigt. Um ein positives Rating zu erhalten, muss es unwahrscheinlich sein, dass ein Unternehmen eine wesentliche Wertvernichtung von Aktionärsgeldern verursacht. Die Hürde für ein Wide-Moat-Rating ist für Unternehmen mit beträchtlichem Verschuldungsgrad oder betrieblichem Hebel also höher.
3. Innovation hat die Lebensdauer vieler guter Unternehmen verkürzt. Wie wirkt sich das auf das langfristige, zukunftsgerichtete Moat-Rating von Morningstar aus?
Es ist oft schwer zu glauben, dass Morningstar-Analysten so sehr von der Wettbewerbsposition eines Unternehmens überzeugt sein können, um ein Rating für einen Zeitrahmen von mehr als 20 Jahren zu vergeben. Der technologische Wandel wirkt sich auf Unternehmen weit über den Informationstechnologiesektor hinaus aus. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass die Analysten von Morningstar bei der Beurteilung des Moat-Ratings sorgfältig vorgehen.
Im Technologiesektor ist Apple (AAPL) das klassische Beispiel für ein hoch angesehenes Unternehmen ohne Wide-Moat-Rating. Apple ist ein Topbestand vieler aktiver und passiver Anlagestrategien und hat seinen Marktwert im Laufe der Jahre regelmäßig gesteigert. Wie bereits erwähnt, ist Apple aber in einem schwer einschätzbaren Marktsegment, der Unterhaltungselektronik, tätig. Aus diesem Grund fehlt die Überzeugung, einen Wettbewerbsvorteil von mehr als 20 Jahren zu behaupten. Deswegen erhält eines der größten Unternehmen der Welt von Morningstar ein niedriges Moat-Rating.
Ein großartiges Beispiel für Innovation außerhalb des Technologiesektors war der Energiewandel in den USA. Die Technologieentwicklung zur Förderung von bisher unerschlossenem Öl und Gas wirkte sich dramatisch auf die Rohstoffkostenkurve aus, was in der Folge den gesamten Energiemarkt beeinflusste. Morningstar würde wohl zugeben, dass es diese Innovation gerne schneller in den Ratings der Energieunternehmen berücksichtigt hätte. Die Bedeutung der Prognose von Innovationen oder ihrer raschen Berücksichtigung im Research wurde durch Trends wie diesen allerdings verstärkt.
Der VanEck Morningstar US Wide Moat UCITS ETF (MOAT) strebt die möglichst exakte Nachbildung der Kurs- und Renditeentwicklung des Morningstar Wide Moat Focus Index (vor Gebühren und Aufwendungen) an.
1Das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital wird zur Einschätzung des Verschuldungsgrads eines Unternehmens verwendet und lässt sich bestimmen, indem die gesamten Schulden eines Unternehmens durch sein Eigenkapital geteilt werden.
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