Zinserhöhungen können EMFX beflügeln
09 Juli 2021
Schwellenländer-Währungen (EMFX) korrigierten nach dem Ausblick der Federal Reserve (Fed) auf eine restriktivere Geldpolitik stark nach unten. Wir sind jedoch der Meinung, dass es mehrere unterstützende Faktoren für eine Fortsetzung der im April begonnenen Rallye bei EMFX und einen Anstieg der Renditen von Staatsanleihen in lokaler Währung gibt. Obwohl der Markt schnell auf die Neuausrichtung des Dotplot1 und die Aussicht auf ein Tapering reagiert hat, werden Zinserhöhungen durch die Fed immer noch nicht vor Ende 2023 erwartet. In der Zwischenzeit haben mehrere Zentralbanken in den Schwellenländern bereits mit aggressiven Zinserhöhungen begonnen. Die Schwellenländer neigen insgesamt zu höheren Zinsen.
Prognostizierte Leitzinsen in Schwellen- und Industrieländern
Quelle: J.P. Morgan. Prognosen des Research-Teams von J.P. Morgan auf der Grundlage von Wirtschaftsprognosen und der aktuellen Zentralbankpolitik.
Mitte Juni hob die brasilianische Zentralbank zur Bekämpfung der höheren Inflation den SELIC-Leitzins2 um 75 Basispunkte an und brachte ihn damit wieder auf das Niveau vor der Pandemie. Die Zeichen stehen weiter auf eine Straffung der Zinspolitik. Auch Russland hat in diesem Monat die Zinsen angehoben. So gehörten der BRL und der RUB zu den Währungen mit der besten Wertentwicklung seit Monatsbeginn (Stand: 22. Juni 2021). In Ungarn und der Tschechischen Republik werden ebenfalls weitere Zinserhöhungen erwartet. Selbst Mexiko, das so eng mit der US-Wirtschaft verbunden ist, kam der Fed mit einer überraschenden Zinserhöhung Ende Juni zuvor. Nicht alle Länder sind zu einer Zinserhöhung bereit. Manche ziehen es vor, angesichts der höheren Fallzahlen in einigen Gebieten das Wirtschaftswachstum zu stützen. Glücklicherweise haben viele Schwellenländer den Luxus positiver Realzinsen.
Neben dem Anstieg der Carry-Erträge bei Lokalwährungsanleihen könnten Zinserhöhungen die lokalen Währungen als Ausgleich zu den strengeren Finanzbedingungen in den USA stützen. Da die Fed restriktiver zu werden scheint, gehen wir davon aus, dass mehr Zentralbanken von Schwellenländern schneller handeln könnten, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. In Verbindung mit einem höheren Wirtschaftswachstum, angetrieben durch die fortgesetzte Einführung von Impfstoffen sowie dem Potenzial für höhere Rohstoffpreise, könnten viele Währungen davon profitieren. In dem Maße, wie sich der jüngste Rückgang bei Metallen und anderen Rohstoffen auf bestimmte Währungen ausgewirkt hat, könnten Anleger, die einen erneuten Inflationsdruck erwarten, über Schwellenländeranleihen in lokaler Währung einen attraktiven Einstiegspunkt finden. Es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Bewertungen der Währungen insgesamt im Vergleich zur Vergangenheit auf einem extrem niedrigen Niveau bleiben.
1 Am Dotplot lässt sich ablesen, welchen Leitzins jedes Mitglied des Offenmarktausschusses der Fed (Federal Open Market Committee, FOMC) für die kommenden Jahre jeweils zum Jahresende erwartet.
2 Der SELIC-Satz ist der brasilianische Tagesgeldsatz.
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