Gold glänzt weiter
05 Mai 2020
Videolänge 7:31
Hallo und herzlich willkommen bei Asset TV. Die Coronavirus-Krise hat Verkaufswellen in beispiellosem Ausmaß und eine Flucht in „sichere Häfen“ ausgelöst. Heute spreche ich mit Joe Foster, Portfoliomanager bei VanEck, über Gold. Herr Foster, schön, dass Sie bei uns sind.
Joe Foster: Hallo, Frau Dagenhart. Ich freue mich, hier zu sein.
Jenna Dagenhart: Also, Herr Foster, obwohl Gold und Goldaktien als „sichere Häfen“ für Anlagen gelten, wurden auch sie von der allgemeinen Verkaufswelle an den Märkten im Februar und März erfasst. Was ist da passiert und hatten sie mit einer solchen Entwicklung gerechnet?
Joe Foster: Nun, ich habe Anlegern schon immer gesagt, dass Gold und Goldaktien in einem Crash unter den gleichen Verkaufsdruck geraten werden wie der übrige Markt. In einer solchen Situation wird Cash gebraucht, um Rücknahmen und Nachschussforderungen zu bedienen. Fonds positionieren sich um aus dem Risiko zu gehen. Daher gibt es eine Flucht in Liquidität und alle Anlagen geben gleichzeitig nach. Wir haben den Crash aus dem Jahr 2008 als Vorlage genommen. Damals fielen Gold und Goldaktien im Einklang mit dem Gesamtmarkt zwar zunächst, doch erholten sie sich sehr schnell im Rahmen einer starken V-förmigen Erholung. Dieses Mal war es nicht anders: Der Markt brach im März ein, doch bereits am 13. April haben Gold und Goldaktien wieder ihre Vorkrisenniveaus erreicht. Und Gold markierte oberhalb von USD 1700 pro Feinunze sogar ein langfristiges Hoch.
Jenna Dagenhart: Ja, das war die höchste Notierung seit sieben Jahren.
Joe Foster: Absolut, Gold entwickelt sich wirklich sehr gut.
Jenna Dagenhart: Können Sie uns einige der wichtigsten Änderungen beschreiben, welche die Fundamentaldaten der Goldpreise seit der letzten Marktkrise durchlaufen haben? Und haben sich diese irgendwie auf ihren langfristigen Ausblick für das Edelmetall ausgewirkt?
Joe Foster: Natürlich haben wir unseren Ausblick angepasst. Seit dem Vorjahr haben wir eine sehr optimistische Haltung gegenüber Gold, als die Notierung das Niveau von USD 1365 durchbrach. Damals hatte die Fed (U.S. Federal Reserve) eine Kursänderung vollzogen und begonnen, die Zinsen zu senken. Dadurch lag ein Umfeld mit fallenden Realzinsen vor und Gold hat sich in der Vergangenheit bei sinkenden Realzinsen stets sehr gut entwickelt. Rechnet man noch den deflationären Schock durch die Pandemie hinzu, fallen die Zinsen noch weiter. Wir befinden uns auf dem Weg in eine Rezession. Noch ist nicht klar, wie lang oder wie schwer diese Rezession ausfallen wird. Die Schuldenlast nimmt zu. Unternehmen verschulden sich, um mit dieser Krise umzugehen. Die Regierungen haben die Verschuldung massiv erhöht, damit Mittel zur Verfügung stehen, um diese Situation zu umschiffen. Es gibt also erhebliche Unsicherheiten am Markt und wir glauben, dass diese den Goldpreis in den nächsten zwölf Monaten über die Marke von USD 2000 pro Feinunze treiben können. Unter bestimmten Umständen würden wir sogar einen deutlich höheren Goldpreis erwarten.
Jenna Dagenhart: Ja. Herr Foster, Sie haben die so niedrigen Zinssätze erwähnt. Das senkt doch auf jeden Fall die Opportunitätskosten für das Halten von Gold.
Joe Foster: Oh ja, auf jeden Fall. Offensichtlich bietet Gold keine Zinsen. Da die Zinssätze in Europa und Japan aber bei null liegen oder sogar negativ sind, kann Gold nun mit verzinslichen Instrumenten konkurrieren.
Jenna Dagenhart: Und die Goldpreise scheinen derzeit auch dafür zu sprechen, Goldaktien im Portfolio zu haben. Gibt es neben den Goldpreisen weitere Faktoren, die Ihre optimistische Haltung stützen?
Joe Foster: Tja, die Goldunternehmen sind sehr gut aufgestellt, und zwar sowohl in finanzieller Hinsicht als auch mit Blick auf die Cashflows. Schauen wir zunächst auf deren Bilanzen: Viele Banken bemessen den Verschuldungsgrad als Anteil der Nettoschulden am EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Durchschnittlich beträgt diese Nettoverschuldungsquote in der Goldbranche nur rund ein Fünftel der entsprechenden Quoten von Unternehmen im S&P 500. Goldunternehmen sind finanziell also sehr robust und viele von ihnen haben sogar eine negative Nettoverschuldung, sie haben also mehr Liquidität als Schulden in ihren Bilanzen. Zudem generieren diese Unternehmen eine Menge Cash. Nehmen wir einmal durchschnittliche Produktionskosten für Gold von etwa USD 925 pro Feinunze an und berücksichtigen die weiteren Kosten wie Exploration, Kapitalbedarf und Gemeinkosten. Unter dem Strich hat ein starkes Goldunternehmen also Kosten von etwa USD 1200 pro Unze Gold. Setzt man das in Bezug zu den aktuellen Goldpreisen, beträgt der freie Cashflow zurzeit stolze USD 400 bis USD 500 pro Feinunze! Also ja, diese Unternehmen sind finanziell sehr stark aufgestellt.
Jenna Dagenhart: Ganz klar. Zu guter Letzt, wie wirkt sich die Coronavirus-Pandemie Ihrer Ansicht nach auf Goldaktien aus?
Joe Foster: Die Auswirkungen auf die Abbaugesellschaften sind begrenzt. Im März ruhten rund 12 Prozent der weltweiten Goldabbaukapazitäten aufgrund von Lockdowns und anderen Maßnahmen. Seitdem haben Minen in Quebec, Argentinien und Südafrika wieder ihre Arbeit aufgenommen. Zurzeit sind infolge des Virus also etwa 8 Prozent der Branche vorübergehend stillgelegt und wir rechnen damit, dass dieser Wert in den nächsten Wochen weiter zurückgehen wird. Die Auswirkungen für diese Unternehmen sind also gering. Und ich glaube, dass die Regierungen der Ansicht sind, dass sie sich sehr gut eignen, um diese Art von gesundheitlicher Krise zu bekämpfen. Viele Unternehmen haben Betriebe in Afrika, wo sie mittlerweile Malaria, die AIDS-Epidemie und die Ebola-Epidemie hinter sich gebracht haben. Sie kennen die Protokolle und Prozesse und sie setzen diese um – zurzeit offensichtlich auf der ganzen Welt. Aber sie sind sehr gut aufgestellt, um eine Gesundheitskrise wie diese zu meistern.
Jenna Dagenhart: Und wie steht es um die Bewertungen?
Joe Foster: Ich bin froh, dass sie diesen Punkt angesprochen haben. Die Bewertungen sind im historischen Vergleich sehr günstig. Zurzeit werden diese Unternehmen in etwa zum Achtfachen ihrer Cashflows gehandelt. Im Vergleich dazu liegt der längerfristige Durchschnitt ungefähr beim Elffachen der Cashflows. In einem stärkeren Bullenmarkt kann dieser Wert bis zum Zwanzigfachen der Cashflows anziehen. Also ja, diese Aktien sind sehr günstig. Aus finanzieller Sicht sind sie sehr robust, sie generieren viel Cash und sie schütten Dividenden aus. Inmitten dieser Krise haben zwei Unternehmen ihre Ausschüttungen angehoben und wir erwarten, dass weitere Unternehmen ihre Dividenden weiter erhöhen werden, sobald der Betrieb in allen Minen wieder aufgenommen wurde. Diese Branche ist also sehr stark. Im Gegensatz dazu kämpfen viele andere Bereiche mit Problemen und werden dies auf absehbare Zukunft auch weiterhin tun. Unserer Ansicht nach bieten Goldaktien momentan ein herausragendes Wertpotenzial.
Jenna Dagenhart: Ja. Viele Unternehmen kürzen ihre Dividenden.
Joe Foster: Genau. Sie kürzen die Dividende und erhöhen die Verschuldung in der Bilanz. Gold ist eine der wenigen Branchen mit einem steigenden Rohstoffpreis, mit einem anziehenden Preis für ihr Produkt. Das ist also eine einzigartige Situation für die Goldabbaugesellschaften.
Jenna Dagenhart: Ja, wirklich einmalig! Vielen Dank, dass Sie heute bei uns waren, Herr Foster.
Joe Foster: Ich war gerne hier und bleiben Sie gesund!
Jenna Dagenhart: Und vielen Dank fürs Zuschauen. Das war Joe Foster, Portfoliomanager bei VanEck. Ich bin Jenna Dagenhart von Asset TV.
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