at de false false

Am Markt auf Kurs bleiben: Anlagechancen durch den Einbruch

07 April 2020

Videolänge 6:37

CEO Jan van Eck glaubt, dass die Unsicherheit am Markt ab Mitte bis Ende April zurückgehen wird. Er gibt Auskunft über die wichtigsten Indikatoren, bei denen er Ausschau hält nach Anzeichen einer Erholung. Zudem spricht er über mögliche Chancen für Anleger.

Jenna Dagenhart: Hallo und herzlich willkommen bei Asset TV. Neben den Verlusten an Menschenleben hat die Coronavirus-Pandemie auch enorme Auswirkungen auf die Märkte gehabt. Jan van Eck, CEO von VanEck, ist heute bei uns, um mit uns über seinen Ausblick zu sprechen. Herr van Eck, schön, dass Sie bei uns sind.


Jan van Eck: Vielen Dank.


Jenna Dagenhart: Herr van Eck, was können wir in dieser Situation von China lernen, und was sagen uns die aktuellen Daten?


Jan van Eck: Diese Phase der Unsicherheit hat Anfang März begonnen. Damals sagte ich, dass sie meiner Meinung nach bis Mitte April dauern würde. Das scheint nach wie vor ein guter Zeitrahmen zu sein. Wir werden nicht nur erfahren, wie schwer die Rezession ausfallen wird – weil wir uns in einer globalen Rezession befinden –, sondern auch, wie schnell die Erholung verlaufen wird. Und das ist wirklich, was zählt. Wir wissen jetzt schon, dass die USA den ganzen Sommer über betroffen sein werden. Die Frage, die sich stellt ist aber: Werden wir bis zum Jahresende wieder auf dem Vorjahresniveau sein oder wird der Kampf weiter andauern?


China bietet uns einige erste Daten zu diesem Thema. Wir haben gerade die Daten für März enthalten. Die PMIs lagen beide über der Expansionsschwelle von 50 Punkten, das ist sowohl für den Dienstleistungssektor als auch für das verarbeitende Gewerbe ein tolles Ergebnis. Auf der anderen Seite liegen Verkehr und Elektrizität beide immer noch bei rund 90 Prozent. Das würde man immer noch als Rezessionsniveau bezeichnen, aber seit der Krise sind erst eineinhalb Monate vergangen. Die ersten Anzeichen signalisieren also: Die Richtung ist gut, aber die Unsicherheit bleibt weiter bestehen. Und ich glaube, dass sie an den Märkten weiter vorherrschen wird, zumindest bis Mitte April.


Jenna Dagenhart: Wie benutzen Sie Rohstoffe als Indikatoren für die Wirtschaftsaktivitäten?


Jan van Eck: Nun, wir haben eine globale Rezession und China macht 20 Prozent der Weltwirtschaft aus – und das war lange, lange Zeit nicht so. Ich glaube daher, dass die Rohstoffpreise ein relativ guter Indikator dafür sind, wie sich die grundlegenden Industrieaktivitäten entwickeln werden. Ich achte gerne auf die Kupferpreise. Diese sind zunächst von rund USD 2,50 auf fast USD 2,00 gefallen, stehen mittlerweile aber wieder bei USD 2,22. Das ist ein Signal dafür, dass die Talsohle erreicht wird. Beim Öl ist die Lage etwas schwieriger zu beurteilen, denn die OPEC befindet sich gleichzeitig in einem Preiskrieg. Aber die Rohölsorte Brent liegt bei USD 26 pro Barrel, also dürfte dieser Indikator ebenfalls dabei sein, den Tiefpunkt zu erreichen.


Jenna Dagenhart: Dies ist der schnellste Rückgang aller Zeiten. Wie lässt sich der aktuelle Markt mit Rückgängen in der Vergangenheit vergleichen?


Jan van Eck: Tja, wie wir alle wissen, ist dies der stärkste Einbruch der Aktienmärkte, den es je gab. Meiner Meinung nach ergeben sich dadurch aber einige echte Chancen, mit denen ich nicht gerechnet hätte, als diese Phase der Unsicherheit begann. Anders gesagt: Der Schaden war so groß, dass einiges kaputtgegangen ist.


Was für Anlagen würde ich also in dieser Zeit kaufen? Ich glaube, dass die Märkte für festverzinsliche Papiere wirklich in sich zusammengefallen sind, von Kommunalanleihen über Investment Grade-Titel bis hin zu hochverzinslichen Anleihen. Auch wenn die Käufe der [U.S. Federal Reserve] eine gewisse Erholung der Preise bedingt haben, lassen sich meiner Ansicht nach einige richtig gute Gelegenheiten finden. Die Renditen der Hochzinsanleihen befinden sich weitgehend auf dem Niveau der letzten zwanzig Jahre, mit Ausnahme der Finanzkrise 2008/09. Diese sind also der erste Kandidat.


Zweitens wurden Finanzaktien eine Zeit lang unter ihrem Sachbuchwert gehandelt. Wenn Menschen ihre Rechnung nicht bezahlen oder ihre Kredite nicht bedienen können, schadet das natürlich dem Buchwert. Aber ... wissen Sie, sie sagen zwar, sie geben nicht auf, aber für mich klingt das nach Aufgeben.


Zudem – und dieser Punkt wird etwas stärker diskutiert – ist ein Ölpreis von weniger als USD 30 pro Barrel für viele Länder dauerhaft nicht tragbar. Das sind die Dinge, die wir uns in dieser Phase der Unsicherheit wirklich genauer ansehen sollten.


Jenna Dagenhart: Wie bewerten Sie den Ausblick für Gold?


Jan van Eck: Seit dem Sommer 2019 ist unser Ausblick für Gold positiv, weil Gold ein monetärer Vermögenswert ist. Dies wird durch die Zinsen gestützt, aber manchmal schaut man sich die technischen Daten an, und diese sind wirklich ausgebrochen. Im letzten Sommer haben wir gesagt, dass Gold sich in einem Bullenmarkt befindet und gegenüber dem Vorjahr haben Goldbarren auch tatsächlich zugelegt. Wir erwarten einen mehrjährigen Bullenmarkt.


Ich glaube, einige Anleger waren von den Aktien von Gold-Abbaugesellschaften enttäuscht. Diese haben im Rahmen des allgemeinen Einbruchs nämlich ebenfalls Schaden genommen. Doch wir möchten auch darauf hinweisen, dass sich Goldbarren und die Aktien von Gold-Abbaugesellschaften 2008/09 auch schneller erholten als der Gesamtmarkt. Wir glauben daher, dass hier immer noch Potenzial gegeben ist. Mit Blick auf die Depression würden wir sagen, dass das Schlimmste definitiv noch nicht überstanden ist. Aber die Risiken sind gering und deshalb ist es keine schlechte Zeit, eine Absicherung in seinem Portfolio zu haben.


Jenna Dagenhart: Was sind Ihrer Ansicht nach mit Blick auf die Zukunft die größten Gefahren?


Jan van Eck: Eine dieser Gefahren besteht bereits nicht mehr, und zwar ist das die Gefahr einer Untätigkeit von Regierungen. Die Depression wurde damals verschlimmert, weil die Regierung in dieser Zeit die Zinsen anhob anstatt sie zu senken, um so mehr Liquidität bereitzustellen. Diese Gefahr besteht also nicht mehr, aber das Tempo der Erholung ist nach wie vor unbekannt. Es besteht eine echte Gefahr, dass wir alle unser Verhalten geändert haben und bestimmte Geschäfte dauerhaft Schaden genommen haben. Dann würde es Jahre – nicht Quartale – dauern, bevor das alte Wachstumsniveau wieder erreicht wird.


Ich habe aber, glaube ich, Ende April schon gesagt, dass diese Phase der Unsicherheit vorübergehen wird. Und dann könnte man auch mit einer größeren Überzeugung vorangehen. Für mich fühlt es sich so an, als ob es zu spät ist, um jetzt noch zu verkaufen, und das habe ich mehrfach gesagt. Falls Sie glauben, dass es nur eine Rezession geben wird, dann sollten sie definitiv jetzt damit beginnen, Ihre Engagements aufzustocken.


Jenna Dagenhart: Jan van Eck, vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Einsichten.


Jan van Eck: Vielen Dank. Ich möchte noch daran erinnern, dass unsere Statistiken zu China auf unserer Website monatlich aktualisiert werden, während sich diese Saga fortsetzt. Die Website vaneck.com ist also eine gute Wahl, um Aktualisierungen zu abonnieren.


Jenna Dagenhart: Ja, das auf jeden Fall. Jeder kann auf vaneck.com/subscribe mehr Einsichten der Experten von VanEck abonnieren. Das war der CEO Jan van Eck. Ich bin Jenna Dagenhart von Asset TV.