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China: Kleine Impulse mit großer Wirkung

27 März 2019

 

CEO Jan van Eck verkündet seine Einschätzung zum Investment-Ausblick

Zum Jahreswechsel 2018/2019 kreisten die Überlegungen der Anleger um zwei Fragen: Was machen die Zentralbanken, und was passiert mit dem chinesischen und dem weltweiten Wachstum?

Noch Anfang Dezember hatten wir uns vornehmlich Sorgen über eine fortgesetzte Straffung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der U.S. Federal Reserve (Fed) und deren Auswirkungen auf die Finanzmärkte gemacht. In der Regel wirken sich Straffungsmaßnahmen der Zentralbanken ungünstig auf Finanzanlagen aus, und in der Tat verloren die Märkte Anfang Dezember an Schwung.

Dann plötzlich signalisierte die Fed ein Ende ihrer Zinserhöhungen und eine Abkehr von ihrer Politik des Quantitative Tightening. An den US-Aktienmärkten und in anderen Anlageklassen setzte sogleich eine Erholung ein. Aus meiner Warte ist das Glas damit jedoch halbleer, und zwar aus den folgenden Gründen:

Europa reagiert auf den restriktiveren Kurs der EZB

Sofort nachdem die EZB in der zweiten Dezemberwoche vorsichtig auf einen Kurs des Quantitative Tightening eingeschwenkt war, zeigten die Märkte erste Lähmungserscheinungen. Aufgrund demographischer und anderer Faktoren ist in Europa langfristig ein Nullwachstum nicht auszuschließen, sodass von dort keine nennenswerten Beiträge zum globalen Wachstum zu erwarten wären. Im weltweiten Handels- und Finanzsystem spielt Europa aber eine sehr wichtige Rolle.

Quantitative Straffung der EZB lähmt die europäischen Märkte
Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Euroraum

European Markets Seized Up Following ECB Tightening, Eurozone Manufacturing PMI

Quelle: Bloomberg.

Die Liquiditätsverknappung durch die EZB hatte eine durchschlagende Wirkung, und ich glaube, dass die Fed die Entscheidung, ihre Haltung etwas zu lockern, eher widerwillig fällte. Was sie unter anderem auch dazu veranlasste, war ihre Sorge über die weltweiten Wachstumsraten, vor allem in Europa und China. Zwar haben sich die Finanzmärkte seit Januar positiv entwickelt, doch sollten sich Anleger meiner Meinung nach bewusst machen, dass die Entscheidung der Fed ihrer Sorge über die weltweite Lage entsprang. Darum sollten Anleger diese Risiken stets im Blick behalten.

Auch die EZB hat nun einen Kurswechsel vollzogen und ist wieder auf Lockerungsmaßnahmen umgeschwenkt. Bei ihrer geldpolitischen Sitzung am 7. März verschob die EZB ihren Zinserhöhungszeitplan und wird den Erwartungen zufolge bis Ende 2019 auf straffende Maßnahmen verzichten. Zudem kündigte sie ein Programm zur Förderung der Kreditvergabe unter Banken an. So startet etwa ab September eine neue Runde gezielter längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte (Targeted Longer-Term Refinancing Operations, TLTRO). Durch die TLTRO-Darlehen von der EZB können sich die Banken der Eurozone günstige Zinssätze sichern.

China: „Kleine Konjunkturimpulse“ zeigen wie erwartet Wirkung

Ende vergangenen Jahres lautete unsere Empfehlung: "Leg dich nicht mit der PBOC an!”. Damit hatten wir vereinfacht zum Ausdruck gebracht, dass es wenig sinnvoll ist, sich gegen die fiskal-, steuer- und geldpolitischen Maßnahmen in China zu stemmen. Als „kleine Konjunkturimpulse“ bezeichnen wir die Maßnahmen deshalb, weil es sich nicht um ein groß angelegtes Konjunkturprogramm in Form von Infrastrukturprojekten wie nach der Finanzkrise handelt, sondern um Maßnahmen im kleineren Rahmen.

Im Dezember sind wir davon ausgegangen, dass diese Maßnahmen ungefähr im ersten oder zweiten Quartal 2019 ihre Wirkung entfalten, und es sieht ganz danach aus, als würde es genau so kommen. In meinen Augen sind das für 2019 gute Nachrichten für Anleger in chinesische Aktien, und ich glaube, dass wir erst am Anfang einer positiven Entwicklung stehen.

Greifen die „kleinen Konjunkturimpulse“ in China?
Chinesischer Gesamt-Einkaufsmanagerindex1

Drip Stimulus Taking Effect in China? China Composite PMI

Quelle: Bloomberg.

Auswirkungen auf das Portfolio

Wir plädieren immer für Diversifizierung, auch wenn unsere Argumentation für eine internationale Streuung der Portfolioanlagen in den letzten zehn Jahren zugegebenermaßen nicht gerade leicht nachzuvollziehen war. Denn die USA marschierten in eine Richtung, während der Rest der Welt in einer Seitwärtsbewegung verharrte. In den letzten drei bis sechs Monaten hat sich ein diversifizierter Ansatz für Anleger jedoch ausgezahlt.

Während US-Aktien im vierten Quartal 2018 zu kämpfen hatten, tendierten Schwellenländer-Schuldtitel seitwärts und Gold aufwärts. Und trotz der Schlagzeilen über den Handelskonflikt schnitten Aktien aus den Schwellenmärkten besser ab als ihre US-Pendants.2So mögen die USA zwar unverändert als stärkste Volkswirtschaft der Welt gelten, die nun ihr Gleichgewicht gefunden hat und sich in einem normalisierten Zinsumfeld bewegt. Nichtsdestotrotz empfiehlt sich für Anleger weiterhin ein diversifizierter Ansatz, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Konjunktur in China wahrscheinlich anziehen wird.

WICHTIGE INFORMATIONEN  

1Einkaufsmanagerindex: aus monatlichen Umfragen unter Unternehmen der Privatwirtschaft abgeleiteter Konjunkturindikator

2MSCI Emerging Markets Index im Vergleich zum S&P 500 Index

Der MSCI Emerging Markets Index bildet Unternehmen mit großer und mittlerer Marktkapitalisierung aus 24 Schwellenländern ab. Er umfasst etwa 85% der um Streubesitz bereinigten Marktkapitalisierung jedes dieser Länder.

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